Freitag, 31. Mai 2013

Belästigungen #410: Was sind schon dreißig Jahre?


Tolle Frage: Da steht der 14jährige, sprachlos, weil er gar nicht weiß, wo er anfangen soll. Aber das Problem ist bekannt: Wer als Bams zum ersten Mal in einen Kaugummi beißt, hat für den plötzlich aufquellenden Süßrausch aus Aromasensationen zum Vergleich nur Milch, Brei, vielleicht noch Breze und schlimmstenfalls Gelbwurst. Da ringelt er sich vor Entzücken und manscht in dem zähen Kautschukknödel herum, nicht achtend der Welt, die sich recht übersichtlich gestaltet: hier Mama, da Papa, dort ein undurchsichtiges Wallen, aus dem bisweilen ein Phänomen hervorspitzt, das man sich in den Mund schieben und feststellen kann, daß es meistens nicht schmeckt (Regenwurm, Batterie, Badeente, Gelbwurst).
Wer sich den tausendsten Kaugummi in den Mund schiebt, tut das aus anderen Gründen. Weil er sich gerade einen Döner hineingepreßt hat und in zehn Minuten im großen Meeting mit seiner World-Advance-Strategy überzeugen oder andernfalls Hartz IV beantragen muß. Weil die angeheiratete Immobilienbesitzerstochter die der zeitweise aufgehobenen Sinnlosigkeit des Rödelns entsprungene Mittagsbierfahne nicht bemerken soll. Oder weil er seit Jahren vergeblich nach etwas sucht, was ihn die überwältigende Daseinsfreude empfinden läßt, an die er sich aus der Kindheit zu erinnern glaubt, die aber in dem Strudel aus Lügen, Zwecken, Zielen, Umwegen und Aufschiebereien verstrudelt ist und sich mit triggermäßig eingesetzten Gegenständen (von der Schneekugel bis zur Matchbox-Sammlung) nicht mehr herstellen läßt.
Freilich ist inzwischen auch die Welt keine homogene Dreigestalt von Mama, Papa und diffuser Idylle mehr, sondern ein Aberwitz aus Ansprüchen, Krisen, Skandalen, Events und anderem Gepluster inszenierter Erscheinungsformen, der sich nur ausblenden läßt, wenn man zufällig über etwas verfügt, das sich weder mit Geld kaufen noch im Workshop oder der Kaffeemaschine herstellen läßt: Beständigkeit.
Das ist wie beim Verlieben: Sobald das Arsenal an Aufrißstrategien, Blendtheater und sexueller Spannung vor dem ersten Pimpern aufgebraucht, der große rosa Kaugummi einmal durchgekaut ist und man den Menschen da besser kennenlernt, sich ihm gar öffnen sollte, um ihn lieben zu lernen (oder wahlweise ein paar Bamsen in die Welt zu setzen und sich fürderhin nicht mehr zu sorgen, vor welchem Fernseher man den „Tatort“ verdämmert), kommt schon der Impuls, den lätscherten Baz lieber auszuspucken und sich eine neue Kugel reinzuschieben, um den kindischen Kick wiederzuerleben. Was ein paarmal geht, auf lange Sicht aber nur zu einem führt: Beliebigkeit (oder wahlweise der Gewißheit, die nächsten hundert „Tatorte“ vor dem eigenen Fernseher zu verdämmern).
Gerne meint der moderne Mensch, Beständigkeit sei langweilig und ein Gefängnis, Beliebigkeit hingegen spannend und die pure Freiheit. Das Gegenteil ist der Fall. Wer einen Garten ein paar Jahre nicht gesehen hat, wird ihn und seine Belegschaft nicht wiedererkennen. Wer einen alternden Playboy jahrelang nicht gesehen hat, wird entsetzt sein über die Verzweiflung, mit der er immer noch die gleiche Show abzieht, um den sein Wasserbett mit periodischer Dienstleistungsgymnastik zu rechtfertigen, die ihm keine Freude macht, weil Ficken ohne Liebe bloß Kapitalismus ist – die Generation Porno lernt das in der Unterstufe und verlegt sich daher aufs Saufen, was das Elend immerhin für einige Zeit ausradiert.
So scheitert der moderne Mensch an der eigenen Wirrsinnigkeit und Feigheit, und merken tut er’s erst, wenn es zu spät ist – es sei denn, jemand anderer ist beharrlich genug, an etwas einfach festzuhalten, es wachsen zu lassen, hie und da auszulichten, weiterzuentwickeln, zu hegen und pflegen und in stiller Freude treu dazu zu stehen, damit der moderne Mensch, wenn ihm zwischendurch alles zu viel wird und er das haltlose Herummobilisieren zwischen Wohnkisten, Nulljobs, Events und Fickangeboten nicht mehr erträgt, sich an etwas, was immer noch da ist (und immer gleich, wenn auch ganz anders), festhalten oder kurz darüber freuen kann, daß es immer noch da ist.
Jetzt wollen wir nicht pathetisch werden. Das moderne Leben kann ganz schön sein, wahlloser Sex Spaß machen, Events manchmal lustig sein, Nulljobs lassen sich vermeiden, und Wohnkisten sind im Sommer eh nur zum Schlafen da.
Aber schön ist diese Vorstellung schon: Als wir vor 30 Jahren, das trübe Ende des „Blatts“ betrauernd und die „Stadtzeitung“ als Popperblättchen belächelnd, in einem Kopierladen hinter der Uni das erste „In München“ in der Hand hielten, war die Welt eine komplett andere. Merkel, Handy, Wiedervereinigung, CD, Laptop, iPad, Privatfernsehen, Independentpop … eine beliebige Aufzählung von allem, was uns heute den Tag füllt, besteht nur aus Dingen, die es nicht gab. Es gab ja ein paar Monate zuvor noch nicht mal eine Grüne Partei. Statt dessen füllte man den Tag mit Dingen, die es nicht mehr gibt (oder die – siehe Grüne – nur noch so ähnlich heißen).
Trotzdem ist die Welt irgendwie gleich geblieben, und das liegt nicht nur an der „Krise“, die die gerade an die Macht gelangte neoliberale Sekte damals in die Wege leitete und seither machtvoll ihrem Finale entgegentreibt. Sondern auch an dem Heft, das Sie in den Händen halten. Das in fast nichts dem Heft gleicht, das wir damals in den Händen hielt, und doch das gleiche ist. Schönen Geburtstag, alte Wursthaut – was sind schon 30 Jahre!

Die Kolumne "Belästigungen" erscheint alle 14 Tage im Stadtmagazin In München; diese Folge stammt aus Heft 10/2013 vom 16. Mai.

Samstag, 25. Mai 2013

Beim Schreiben eines Romans (8)



„Ach so, Liebe heißt für dich Verantwortung.“
„Was denn sonst?“
„Was sonst? Wie wär’s mit Liebe? Sonst könnte man gleich sagen: Wir haben eine Verantwortungsbeziehung. Romeo verantwortet Julia.“
„Ha ha.“
„Genau. Lächerlich.“
„Der Witz. Verantwortung ist nicht lächerlich.“
„Und was bedeutet das, Verantwortung?“
„Daß man sich umeinander kümmert.“
„Wenn man alt und krank wird und so was.“
„Ja. Das ist nicht zum Lachen. Man wird ja wirklich alt und krank.“
„Yeah, und dein Orgasmus ist so richtig geil, wenn du dir vorstellst, daß sie dir in vierzig Jahren den Hintern putzt und die Windel wechselt.“
„Darüber kann man sich toll lustig machen. Und dann fährt dich ein Auto an, du sitzt im Rollstuhl und bist allein. Und dann?“
„Und dann? Zyankali.“
„Quatsch.“
„Also muß ich meinen Arzt lieben, bevor er mir Tabletten gibt, oder was?“
„Du weißt genau, was ich meine. Du stellst dich nur blöd, weil du nicht unsouverän wirken willst.“
„Genau. Aber im Rollstuhl zu sitzen und sich als lallendes Wrack durch die Gegend schieben zu lassen von jemandem, in den man sich extra dafür vorher verliebt hat, das ist total souverän. Meinetwegen kannst du gerne in einer Eisenrüstung mit Helm durch die Welt laufen, falls dir mal ein Meteorit auf den Kopf fällt. Aber zieh das Ding dann bloß nicht beim Ficken aus, weil es da plötzlich keine Rolle mehr spielt. Und erzähl mir nicht, daß das irgendwas mit Liebe zu tun hat.“
„Hat es aber.“
„Hat es nicht. Liebe ist das Ding, das dir drauffällt, du Trottel.“


Mittwoch, 22. Mai 2013

Periphere Notate (3): Sieht aus wie Regen


Sitzt da, die Arme aufgestützt, wirft einen Schatten auf ihre Hände, die den Kopf halten. Eine dunkle Konstruktion, dunkler noch als der Rest, die Luft, die schwer über uns hängt, um uns, irgendwie dunkel grün, auch der Tag.
Sagt nichts, aber ich sehe etwas Helles, denke mir den Rest dazu und weiß, daß es ein Lächeln ist.
Liegt dann wieder im Bett und spricht zu mir, macht die schwere Luft vibrieren, die dunkle Luft, feucht und grün irgendwie. Spricht mit einer Stimme, die feucht und dunkel klingt. Von unten kommt, tiefer als sie, tiefer als wir.
Sitzt wieder am Tisch, sieht an mir vorbei, sieht gar nirgends hin. Sieht nichts. Falsch, nichts erreicht meine Augen, sagt sie, denn sehen kann man nicht bewußt, es muß etwas hineingeraten.
Augen sind keine Hände, sagt sie.
Ihr Haar ist feucht. Nicht naß, nur dieser Rest von Feuchtigkeit, der nicht rausgeht, wenn die Luft so ist, schwer und grün. Es ist warm, aber wenn ich mich bewege, fühlt es sich kalt an.
Draußen ist der Tag, aber es ist nicht viel da. Er drängt die Blicke zurück, schwer und feucht.
Die Blicke. Augen werfen Blicke, sage ich ihr, und sie bewegt ganz leicht den Kopf.
Tun sie nicht. Nur eine Metapher oder so. Was ist mit den Ohren?
Der Klang unserer Worte, selbst meiner eigenen, die durch den Schädelknochen gedämpft mich als Mischung erreichen, ist feucht und schwer. Es gibt Tage, an denen man mit geschlossenen Augen besser hört. Wenn die Luft so feucht und grün ist, so dunkel, braucht man die Augen nicht zu schließen. Was sichtbar wird, sind nur Geräusche, die sich so weit ausdehnen, daß sie die schwere Feuchte der Luft durchdringen und dem Auge faßbar erscheinen, kurz nur und undeutlich, wie das, was ich für Lächeln gehalten habe. Es war vielleicht ein Lächeln, aber man kann es auch anders sehen.
Nicht die Augen sehen, sondern das Gehirn, sagt sie. Du erkennst eine Form und ordnest ihr eine Bedeutung zu.
Dann liegt sie wieder im Bett, macht ein Geräusch und deckt sich zu, bis über den Kopf, obwohl es nicht kühl ist.
Unter der Decke ist es sehr feucht, dunkel und grün, und sie sieht aus wie Regen.

Freitag, 17. Mai 2013

Beim Schreiben eines Romans (7)



Er erinnerte sich an die Beerdigung an einem Dienstag im frühen Februar, zu der sie mit dem Zug nach Hannover gefahren waren, frühmorgens. Lisa war noch betrunken, er schwer verkatert; fünf Stunden lang betrachteten sie schweigend einen bleischwarzen Todeshimmel, der sich langsam achatartig graubraun färbte und ihnen zu folgen schien; dann waren sie zu viert (Vater, Mutter, Tochter, Schwiegersohn – der Rest der Verwandtschaft hatte sich nicht von seinen beruflichen Verpflichtungen befreien können) im winterlichen Sturmwind am Grab gestanden, hatten schweigend zugeschaut, wie der Sarg in der Grube verschwand.
Lisas Tränen hatten in ihm eine eigenartige stille Wut ausgelöst, weil er sie für rituell und falsch hielt; hinterher hatte ihr Vater mit acht Gläsern Schnaps den gesamten Alkoholkonsum ihres trostlosen Tisches in einem ansonsten leeren griechischen Lokal alleine bestritten und war dann plötzlich verschwunden. Lisas Mutter wischte sich mit zitternden Spinnenfingern immer dieselbe Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie von ihren Bemühungen um das Erlernen der spanischen Sprache erzählte, dann begleitete sie sie zu Fuß zum Bahnhof, obwohl Urbin mehrmals anbot, ein Taxi zu bezahlen, und ging endlich, als der Zug anfuhr, mit gesenktem Kopf davon, ohne Lisas Winken zu bemerken. Die Tote war nicht ihre Mutter gewesen, sondern die ihres Mannes, der sich derweil in einer seiner Stammkneipen besinnungslos trank und dem Zahnstocherbehälter auf seinem Tisch unverständliche Geschichten aus seiner Kindheit erzählte.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Belästigungen #409: Darf ich Sie mal was fragen, Herr Hoeneß?


Moralapostel mag niemand gerne (und keine Angst, ich werde in den folgenden Zeilen ganz bestimmt keinen solchen geben). Denen ruft man ein gehässiges „Mäh! Mäh! Mäh!“ entgegen und schaut vergnügt zu, wie sie geteert und gefedert auf einer Eisenbahnschiene aus dem Dorf getragen werden. Mit einer Ausnahme: Wenn die Zeigefingerburschen einer Gesellschaftsschicht, oder sagen wir ruhig: Klasse entstammen, die man von Haus aus für eine schmierig schillernde Bande von Schwerverbrechern hält und für ihre maßlose Gier, Verantwortungs- und Rücksichtslosigkeit insgeheim bewundert („Hund’ sans scho!“), dann zieht man den Hut, wenn sie mal was annähernd Vernünftiges sagen.
So brachte es der Wurstfabrikant, Börsenspekulant und Vereinspräsident Ulrich Hoeneß zu einigem Ansehen, weil er neben einem Haufen Blödsinn immer mal wieder Sachen sagte, von denen wir alle wissen, daß sie richtig sind, die sich aber sonst keiner sagen traut, weil es sonst schlagartig aus ist mit der Medienkarriere und den Talkshowhonoraren. Deutsche Medien brauchen Durchhalteparolen, neoliberale Propaganda, Unterschichtbeschimpfung und Leistungsgefasel; etwas anderes wird weder gedruckt noch gesendet, und wenn doch, dann nur umgeben von solchem, das dann immer in der Mehrheit sein, hochamtlich tönen und die jeweilige Frau Wagenknecht niederbrüllen muß.
Anders Hoeneß: Der darf zum (und am!) 11. September 2001 Dinge äußern, die man ansonsten nur aus Bekennerbriefen kennt, der darf den Wirtschaftsfaschismus (vorsichtig, aber immerhin) kritisieren, der darf manch anderes kluge Wort sprechen, ohne daß ihm ein Hundt oder Henkel oder sonst ein Kläffer dazwischenkläfft – und erstaunlicherweise tut er das auch noch höchst gerne. Daß er nebenbei die Unterschicht mit Billigwürsten mästet, blenden wir aus, schließlich muß jeder irgendwie Geld verdienen. Daß er mit dem FC Bayern den deutschen Fußball vernichtet, blenden wir ebenfalls aus, schließlich gewinnt der wenigstens und ist im Fernsehen ab und zu nett anzusehen. Daß er ebenso gerne mal den Staat abschaffen und die Steuern für Großverdiener senken möchte, ist schon etwas haariger, weil da die reale Gefahr besteht, daß ihm gewisse Leute das nachplappern, je nach Gemütslage wg. FCB, wg. Wurst oder wg. seiner im übrigens doch so demonstrativen Vernunft.
Das riecht dann nicht nur nach einem verdammt schlechten Gewissen (kann sich noch jemand an Michel Friedman erinnern?), sondern, vor allem, nach Schirrmacherei. Für Nichteingeweihte sei kurz beschrieben, worum es sich beim „Schirrmachern“ handelt: Zunächst beginnt eine bestimmte Erkenntnis aufzukeimen und sich (sozusagen „viral“, also gegen jede Gegenteilspropaganda) durchzusetzen, die gewissen mächtigen Leuten unangenehm oder gar gefährlich werden könnte. Wenn sie gar nicht mehr tot- und stummzukriegen ist, bleibt denen dann nichts anderes übrig, als einen „Schirrmacher“ vorzuschicken, der die Erkenntnis in scheinbar flammendem Zorn in einen Bestseller hineinschreibt, den dann alle lesen und losgrölen: Jawohl! und recht hat er! Nieder mit dem Schweinesystem!
Dann kommt Phase zwei: Man schickt einen einigermaßen echten Experten, der der eigenen Ideologie anhängt oder zumindest als gekaufter Lakai verläßlich ist, (oder am besten viele) zu Fernsehen, Radio und Zeitungen und läßt ihn – ohne auf Grundsätzliches einzugehen - von hoher expertöser Warte aus belegen, was für ein Idiotengeschreibsel der „Schirrmacher“ da fabriziert hat: randvoll mit Rechtschreib-, Grammatik-, Rechen-, Ableitungs- und Recherchefehlern, dazu noch falsch abgeschrieben, ungeordnet, wirr, unlektoriert und insgesamt inkommensurabel. Und schon weiß ein jeder: Wenn das so ist, dann ist logischerweise auch die Grundthese falsch!
Und schon haben uns die Mächtigen mal wieder davor bewahrt, einem „populistischen“ „Rattenfänger“ „auf den Leim zu gehen“. Und schon sitzen wir da und sagen: Herrgott, Herr Hoeneß! Daß Geld immer da hingeht, wo schon Geld ist, das weiß doch ein jeder! Das ist wie mit den Kaninchen: Wenn man da zwei in einen Stall setzt, sind es nach einem Jahr sieben und nach zwei Jahren nicht etwa vierzehn, sondern etwa hundert! Es ist doch klar, daß es die Leute ärgert, wenn jemand ohne jede Arbeit hunderte Millionen in die Schweiz schiebt und denen, die dafür arbeiten (bzw. verzichten), nicht einmal steuermäßig was abgeben will! Und es ist doch klar, daß Ihnen dann auch niemand mehr Ihre menschenfreundliche Predigerei abnimmt! Die muß doch genauso falsch, hintertückisch und depperlbläd sein!
Und schon ist mal wieder eine nützliche, wichtige, dringend notwendige Erkenntnis noch im Aufkeimen geschirrmachert, diskreditiert und perdu. Dann dauert es ewig, bis sich wieder jemand die Erkenntnis aussprechen traut, weil ja jeder meinen könnte, man wolle sich durch das Aussprechen auf die Seite eines windigen Würstlhinterziehers schlagen.
Ach so, Herr Hoeneß, wenn Sie mir bis hierher gefolgt sind, werden Sie sich fragen, wo die Fragen bleiben. Die kommen hier, und es sind nur zwei: Was haben Sie eigentlich gedacht, wem die hunderte Millionen, die Sie da irgendwo gebunkert haben, gehören, wo doch ein Geld per se et definitionem einem Menschen gar nicht gehören kann, zumal wenn es so viel ist, daß er es in tausend Jahren nicht ausgeben kann? Daß die irgendwo anders fehlen, das werden Sie sich doch gedacht haben? Und zweitens und eigentlich am wichtigsten, weil wir uns das wirklich nicht vorstellen können: Was wollten Sie eigentlich mit dem ganzen Geld machen?

(Die Kolumne "Belästigungen" erscheint alle 14 Tage im Stadtmagazin IN MÜNCHEN.)